Im Laufe des Tages wurde klar, daß ihr nichts fehlt; sie ist auf dem Dach herumstolziert, hat gesünnelet, sich geschüttelt und geputzt und hat uns mindestens ebenso interessiert bespäht wie wir sie. So haben wir beschlossen, daß es wohl ein Jungvogel sei, sozusagen ein Halbstarker, und daß ihn die Eltern am Abend wohl holen würden. Ab sofort war es also ein ER. Den Tiger hat er kaum beachtet, obschon der sich für ihn fast den Hals ausgekugelt hat. Wenigstens am Anfang, unterdessen ist das Interesse erlahmt, der scheint ja da oben bleiben zu wollen. Ja, und am Abend, es ist noch lange nicht dunkel, fliegt er einfach weg, nach der Bergseite zu, so daß wir auch nicht sehen können, wohin er fliegt. War ein lustiger Gast, könnte öfter kommen.
Montag, 18. Juni 2007
Ein lustiger Gast
Freitag, 8. Juni 2007
Die Kastanien blühen
Obwohl es im April schon einmal Sommer gewesen ist, tut sich dieser jetzt sehr schwer, bei uns offenbar noch schwerer als anderswo. Immer wieder gibt es lange Gewitterperioden und Abkühlung. Der Natur allerdings scheint dies gar nicht schlecht zu gefallen; alles wächst wie verrückt und ich fahre alle paar Wochen ein Auto bis unters Dach voll mit Abgeschnittenem auf den Grünmüll der Gemeinde.
Auch das eigentliche Fanal des Sommeranfangs im Tessin, die Kastanienblüte, ist endlich eingetreten. Die Kastanien sind die allerletzten Bäume im Frühjahr, die grün werden, noch nach den Nußbäumen, aber jetzt ist die gelbe Front ihrer Blüte innerhalb weniger Tage die Hügel hochgelaufen und die ganze Gegend duftet aromatisch. Dieser hier steht genau vor meinem Küchenfenster über dem Strässli, das die Via Soriscio ist, im Nachbarsgarten. Ich zeige ihn euch im Herbst wieder, wenn die Hunde nicht mehr hier durchlaufen wollen, weil das ganze Strässli voller Igel liegt.